Die hier skizzierte Projektidee regt dazu an, Inhalte aus dem Themenbereich „Luther und die Reformation“ in Form von selbst produzierten 2D-Animationsfilmen darzustellen. Die Filme werden mithilfe einer einfachen Legetechnik gestaltet, bei der analoge Erzähl- und Darstellungsformen mit den Möglichkeiten digitaler Videoaufzeichnung verbunden werden. Als optische Elemente kommen Bilder, Texte und Grafiken zum Einsatz, die vor einem weißen Hintergrund ins Bild geschoben werden. Die Schülerinnen und Schüler filmen die kurzen Clips mit ihren eigenen Smartphones oder Tablets und sprechen dabei parallel einen erklärenden Kommentartext ein.
Zielgruppe: Ab Jahrgangsstufe 7
Zeitumfang: Mind. 8 Unterrichtsstunden
Materialien:
Erklärvideos im 2D-Stil, bei der einfache Legetechniken zum Einsatz kommen, erfreuen sich im Internet großer Beliebtheit. Auch für Schülerinnen und Schüler gehören solche Clips längst zur eigenen Lebenswelt. Wer im Internet nach Informationen über das politische System in Deutschland, die globale Erwärmung oder Fotosynthese sucht, stößt schnell auf Videos, die den jeweiligen Sachverhalt einfach und anschaulich erklären. Ein Beispiel hierfür ist dieser Clip zum Fall der Berliner Mauer:
Neben deratigen professionellen Videos, die aufwendig produziert und nachbearbeitet werden, finden sich auf Videoplattformen auch viele Produktionen aus Laienhand, die ebenfalls einen hohen Informationsgrad aufweisen können.
Für das Projekt soll das BYOD-Konzept (Bring Your Own Device) Anwendung finden, bei dem die Schülerinnen und Schüler ihre eigenen Smartphones (oder Tablets) mitbringen und verwenden. Auf diese Weise kann – unabhängig von der technischen Ausstattung der Schule – zugleich der Umgang mit digitalen Technologien eingeübt werden. Durch die Nutzung eigener Geräte im Unterricht bzw. im Rahmen des Projekts wird verdeutlicht, dass Smartphones und Tablets keineswegs nur dem Medienkonsum dienen müssen, sondern auch zur kreativen Produktion von Medien eingesetzt werden können.
Sinnvoll ist darüber hinaus der Einsatz eines Stativs, mit dessen Hilfe die Kamera ruhig über die Aufnahmefläche gehalten werden kann. Hier bieten sich kostengünstige Smartphone-Halterungen oder sogenannte Schwanenhalsstative an. In der Praxis ist es am einfachsten, die Filme in einem Stück aufzuzeichnen. Eine nachträgliche Bearbeitung durch Videosoftware ist dann nur erforderlich, wenn die Filme professioneller gestaltet werden sollen (z. B. durch Schnitte, nachträgliche Vertonung, Bildoptimierung, Filter etc.). Inwieweit dies gewünscht ist, sollte vor der Aufnahme und unter Berücksichtigung der zur Verfügung stehenden technischen Ressourcen geklärt werden.
Mithilfe folgender Parameter kann eine Anpassung an die jeweilige Alterststufe bzw. Lerngruppe sowie die zur Verfügung stehende Zeit erfolgen:
In der Erarbeitungsphase lassen sich Bezüge zu unterschiedlichen Schulfächern herstellen:
Im Laufe der Vorbereitung ist es sinnvoll, mit den Schülerinnen und Schülern Kriterien für eine gute „Luther-Show“ zu erarbeiten. In jedem Fall sollten die zugrunde gelegten Kriterien vor der Arbeit am Film transparent sein, um den Produktionsprozess kontinuierlich beurteilen zu können. Auch die Präsentation eines gelungenen Beispiels (s. o.) ist hilfreich. Sinnvolle Bewertungskriterien können sein:
Im Folgenden werden die einzelnen Arbeitsschritte in Grundzügen vorgestellt. Gegenstand des hier geplanten Beispielfilms sind Luthers reformatorische Erkenntnis und die Frage, wie man vor Gott Vergebung erlangt. Mit entsprechend vorausgesetztem Grundwissen zur Reformation benötigt eine Umsetzung in Jahrgangsstufe 7/8 ca. acht Unterrichtsstunden.
1./2. Stunde
3. Stunde
4./5. Stunde
Die Bildelemente eines fertigen Storyboards könnten beispielsweise so aussehen:
6./7. Stunde
Nachdem alle Vorarbeiten erfolgt sind, findet die Aufnahme mit einem Smartphone/Tablet oder einer Videokamera statt. Als Hintergrund wird am besten weißes Flipchartpapier verwendet. Mit Klebeband am Tisch fixiert, lassen sich die Gestaltungselemente darauf problemlos verschieben. Das Aufnahmegerät wird mithilfe eines Stativs (am besten Schwanenhalsstativ) direkt über dem Zentrum des Flipchartbogens platziert. Mit zwei Schreibtischlampen, die links und rechts von der Kamera positioniert werden, lässt sich die Bildfläche gut ausleuchten. Während der Sprecher den Text vorliest bzw. einspricht, werden die Bildelemente händisch auf dem Flipchartbogen verschoben. Die Finger dürfen zu sehen sein, entscheidend ist die Synchronität von Text und Bild. Als Vorlage für den Ablauf dient das Storyboard. Es empfiehlt sich, einen Probedurchlauf vor der eigentlichen Aufnahme durchzuführen, bei dem sich der/die Sprecher(in) und die Schülerinnen und Schüler, die die Elemente bewegen, auf einen gemeinsamen Rhythmus einstimmen.
Falls eine Nachbearbeitung des Clips am Computer erfolgen soll, ist dafür zusätzliche Zeit einzuplanen. Soll Musik zum Einsatz kommen, müssen die jeweiligen Urheber- und Verwertungsrechte beachtet werden. Eine interessante Option bietet die Projektidee Reformationslieder remixen: Der Sound der Reformation, in der die Schülerinnen und Schüler selbst als Komponisten tätig werden und Kirchenlieder remixen. Mithilfe der zur Verfügung gestellten Musikdateien lässt sich so eine kreative musikalische Untermalung der Filme herstellen.
Als Beispiel kann der Remix des Liedes Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn [EG 363] herangezogen werden:
8. Stunde
Projektidee und Arrangement: Tobias Neumeister
Wird für ein Reformationsprojekt Musik benötigt, können eigene Songs erstellt werden, die auf Melodien des 16. Jahrhunderts beruhen. Im Rahmen des Projekts Reformationslieder remixen: Der Sound der Reformation wird eine Auswahl an Midi-Files (Melodie und Bass) von speziell eingespielten Reformationsliedern zur freien Verfügung gestellt. Diese können den eigenen Bedürfnissen bezüglich Sound, Tonhöhe und Tempo angepasst werden.
Für das Erstellen eigener Musik wird eine Digital Audio Workstation (DAW) benötigt. Zu den kostenlos verfügbaren Open-Source-DAWs gehören z. B. die Programme Tracktion t5, Audacity oder MuLab. Für diese Tools finden sich auf YouTube zahlreiche erläuternde Tutorials. Besonders intuitiv benutzbar sind die Einsteiger-DAWs Magix Music Maker (Microsoft Windows) und GarageBand (Apple OS). Magix Music Maker ist in mehreren Versionen (u. a. als 30-Tage-Testversion bzw. kostenfreie Basisversion) erhältlich und eignet sich in besonderem Maße. Über Drag&Drop lassen sich in kurzer Zeit Songs nach einem Baukastenprinzip zusammensetzen. Wer nicht auf vorgefertigte Samples zurückgreifen möchte, kann mit Hilfe der PC-Tastatur oder eines USB-Keyboards die Tracks nach Belieben bearbeiten, Sounds modulieren und Beats entwickeln. Für Gesangsaufnahmen wird zusätzlich ein USB-Mikrofon oder ein Audiointerface benötigt, über das ein Mikrofon angeschlossen werden kann.
Magix Music Maker ist Mischpult, Drumcomputer, Beatbox und Aufnahmestudio in einem. Das Programm stellt eine Vielzahl von Sounds und Loops für eigene Kreationen zur Verfügung, besitzt mehrere Synthesizer und dient als Aufnahmestudio mit zahlreichen Effekten. Die bereitgestellten Midi-Audiodateien können direkt importiert werden.
Kurzanleitung
Die Midi-Datei des gewünschten Reformationsliedes wird hier heruntergeladen und im Magix Music Maker importiert. Für diese erste Spur wird ein Instrument oder Klang ausgewählt und die gewünschte Geschwindigkeit eingestellt.
Danach wird die Basslinie in eine zweite Spur importiert und ein Klang oder Instrument ausgewählt. Die Startpunkte werden anhand des Timecodes synchronisiert.
Anschließend wird ein Beat aus den Soundpools eingefügt. Hierbei lassen sich verschiedene Varianten ausprobieren. Mit Hilfe der Softwareinstrumente kann auch ein eigener Beat erstellt werden.
Bei Bedarf können weitere Spuren generiert und per Drag&Drop Instrumente, Klänge oder Filter eingefügt werden. Über ein USB-Keyboard bzw. die PC-Tastatur lassen sich eigene Tonaufnahmen einspielen.
Sollen Texte eingesprochen oder eingesungen werden, kann dies über das Audio-Interface oder ein USB-Mikrofon erfolgen. Das Ergebnis wird als mp3-Datei exportiert.
Hinweis: Während der Arbeit an den Sounddateien sollte man die Internetverbindung des PCs abschalten, da der gesamte Arbeitsspeicher des Rechners belastet wird. Außerdem sollten sich alle Handys im Flugmodus befinden, denn die Qualität der Audioaufnahmen kann unter Umständen durch hörbare Interferenzen beeinträchtigt werden.
Projektidee und Arrangement: Mirco Vogel
Midi-Dateien: Dr. Peter Lippelt