Der Film widmet sich dem Verhältnis von Macht und Verantwortung vom Ausgang des 19. Jahrhunderts bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts. Dabei verschränkt er Perspektiven auf Luther in der wilhelminischen Epoche mit der Frage nach persönlicher Verantwortung in der Zeit des Nationalsozialismus. Hier treten Julius Streicher als Medienunternehmer und Dietrich Bonhoeffer als Kritiker seiner Kirche auf. Die ethischen Herausforderungen werden am Beispiel Albert Einsteins deutlich, die begrenzte Wirkmächtigkeit der Vernunft anhand der Überlegungen Sigmund Freuds. Mit Ska Keller tritt ein junge Politikerin auf, die den Frieden in Europa durch die Überwindung von Grenzen bewahren möchte.

 

Nutzer der evangelischen Medienzentralen können auf das gesamte Onlinemedium zugreifen:
Onlinemedium „Der Luther-Code 5: Macht und Verantwortung – Das 20. Jahrhundert“

Ausführliche Informationen zu dem didaktischen Medium finden Sie hier.


 

Projektübersicht

Zielgruppe: Realschulen, Gymnasien, Berufliche Schulen

Zeitumfang: 6-8 Stunden

Moderationsmaterialien: Moderationskarten, Dickstifte, Flipchartpapier, Projekttagebuch, Internetzugang

Vertiefende Materialien: Downloadbereich am Ende des Beitrags

Methodischer Vorschlag: GPS-Rallyes mit „Actionbound“ entwickeln

 

Zitate aus dem Trailer

Ich frage mich manchmal: Ist das, was wir jetzt gerade erleben, so ein bisschen Zeitenumbruch, also Europa in Gefahr und die ganzen Krisen? Ist das eigentlich wirklich etwas anderes als normal? Oder nehmen wir das jetzt nur gerade so als extrem wahr, weil wir da gerade drinnen sind?
Ska Keller, Politikerin

Ist es nicht absolut richtig, wenn wir die Verantwortung übernehmen, denn wer, wenn nicht wir selbst, soll denn die Verantwortung übernehmen? Die massenhafte Wegdelegation von Verantwortung in der Nazizeit. Da hatten Sie in einer schrecklichen Eindeutigkeit die Reaktion, zu sagen: „Damit habe ich nichts zu tun. Ich habe nur Befehle empfangen. Die Verantwortung tragen Andere. Diese Menge Leichen, das habe ich doch nicht gewollt. Aber wieso sollte ich denn dafür verantwortlich sein? Ich bin doch nur ein kleines Subjekt.“
Jochen Hörisch, Medienwissenschaftler

Ich glaube, viele denken: Ja, ist Vergangenheit und wir sollten daraus lernen. Aber es ist halt Vergangenheit und das passiert uns nicht noch mal. Aber ich glaube, da müssen wir aufpassen, dass wir nicht denken, nur weil die Bilder von damals alle irgendwie in Schwarz-Weiß flimmern, dass das halt nicht in der modernen Welt passieren kann. Solcher Hass, solche Ausgrenzung!
Ska Keller, Politikerin

Hitler hat große Probleme mit dem Verkauf seines extremen Rassismus. Denn im liberalen, im aufgeklärten Bürgertum sind Juden Kollegen, Freunde, Wissenschaftler, mit denen man zusammenarbeitet. Und um diesem protestantischen Bevölkerungsteil in Deutschland klarzumachen, dass seine rassistische Politik richtig ist, rekurriert die Nazipropaganda auf Luther.
Hartmut Lehmann, Historiker

Julius Streicher sagt: „Nicht ich müsste hier sitzen, sondern Luther müsste hier sitzen. Dr. Luther hat das auch gesagt.“ usw. Und insofern ist da eine fatale Erbschaft entstanden, mit der umzugehen außerordentlich schwierig ist.
Hartmut Lehmann, Historiker

Es ist mit meinem Gewissen schlechterdings nicht vereinbar, wenn ich nicht zum Widerstandskämpfer gegen diese grauenhaften Massenmörder, die da Nazis heißen, werde. Und da haben Sie wirklich eine Linie, die absolut kontinuierlich und übereinstimmend ist. Stur durchhalten, Sturheit ist ja immer wieder ein Element, das Luther zugesprochen worden ist. Wenn es darauf ankam, wenn es zum Schwur kam, dann hat er unter Einsatz von Leib und Leben gesagt: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Gott helfe mir!“ Und ist damit durchgekommen. Bonhoeffer nicht. Der hat sein Leben gelassen.
Jochen Hörisch, Medienwissenschaftler

 

Durchführung des Projektes

Phase 1: „Bei Rot über die Ampel …“

  1. Das Projekt wird mit einer „Positionslinie“ eröffnet, bei der persönliche Einstellungen körperlich zum Ausdruck gebracht werden. Auf einer gedachten oder durch Klebeband markierten Linie auf dem Boden positionieren sich die Schülerinnen und Schüler zu einer Fragestellung. Die Enden der Linie stellen entgegengesetzte Positionen (Ja/Nein) dar. Dazwischen können abgestufte Beurteilungen vorgenommen werden. Folgende Impulse können Verwendung finden:

    „Bei Rot über die Ampel zu gehen ist in Ordnung.“

    „Sturheit ist eine Tugend.“

    „Ich bin für den Frieden an meiner Schule verantwortlich.“

    „Die Idee von der Einheit Europas ist am Ende.“

    „So etwas wie der Nationalsozialismus wird in Deutschland nie wieder passieren.“

    „Luther ist verantwortlich für den Holocaust.“

    „Aus der Geschichte kann man lernen.“

    „Als Bürgerin und Bürger ist man zu zivilem Ungehorsam verpflichtet.“

  2. Die Teilnehmenden begründen ihre Positionen und beziehen sich dabei argumentativ aufeinander.
  3. Das Vorwissen und die Erwartungen an das Projekt werden mithilfe des Projekttagebuchs (siehe Downloadbereich) festgehalten.

 

Phase 2: Der Luther-Code 5 – Macht und Verantwortung (Trailer)

  1. Die Schülerinnen und Schüler sehen sich den Trailer „Der Luther-Code 5: Macht und Verantwortung“ (siehe oben) an.
  2. Sie geben mithilfe der Zitate (siehe oben) Positionen aus dem Film in eigenen Worten wieder und beurteilen die Statements.
  3. Sie klären Zusammenhänge zu den Themen Macht und Verantwortung in Vergangenheit und Gegenwart. Dabei werden konkrete Beispiele genannt, anhand derer sich die Thesen des Trailers belegen oder widerlegen lassen.
  4. Sie notieren ihre Zwischenergebnisse auf Moderationskarten.

 

Phase 3: Recherche

  1. Die Schülerinnen und Schüler bilden interessengeleitete Forschungsteams zu einzelnen Statements bzw. Personen und formulieren eigene Forschungsfragen.
  2. Sie vertiefen ihre Kenntnisse und ihr Wissen mithilfe des Download- und Linkangebotes am Ende dieses Beitrags. Alternativ kann frei zu den gewählten Personen recherchiert werden. Darüber hinaus bieten sich die umfangreichen Materialien des didaktischen Mediums von FWU bzw. Matthias-Film an.
  3. Die Ergebnisse werden im Projekttagebuch festgehalten.

 

Phase 4: Reflexion

  1. Die Ergebnisse der Recherche werden im Plenum vorgestellt.
  2. Die Forschungsfragen und Ergebnisse der einzelnen Gruppen werden wertschätzend zur Kenntnis genommen und kommentiert (Feedback).
  3. Zusammenhänge zwischen den Zitaten, den Themen Macht und Verantwortung sowie reformatorischen Freiheitsvorstellungen werden aufgezeigt. Die Ergebnisse werden auf Flipchartpapier visualisiert.
  4. Die Schülerinnen und Schüler diskutieren darüber, inwiefern man aus der Geschichte lernen kann. Dabei sollte auch die Frage aufgenommen werden, ob sich ein Missbrauch von Macht frühzeitig „prognostizieren“ lässt. Sie vertiefen das gemeinsame Nachdenken, indem der Beitrag „Geschichte ereignet sich. Deshalb ist es schwer, aus ihr zu lernen“ (siehe Downloadbereich) gelesen wird. Wichtige Wörter und Satzteile werden eingekreist, die übrigen Passagen geschwärzt. Die so entstandenen Textkonzentrate dienen der weiteren Diskussion.

 

Phase 5: Gestaltung

  1. In eigenständiger Recherche ermitteln die Teams Ereignisse in ihrem Ort oder in ihrer Region, bei denen Menschen Zivilcourage, Sturheit oder Mut bewiesen haben. Alternativ kann es sich auch um Ereignisse handeln, bei denen Menschen (z. B. aufgrund von Ohnmacht, Angst oder Ignoranz) Opfer staatlicher Gewalt wurden.
  2. Aus ihren Recherche-Ergebnissen entwickeln die Schülerinnen und Schüler GPS-Rallyes mit „Actionbound“ zu den Ereignissen und Personen. Dabei sind die Persönlichkeitsrechte der betroffenen Personen sowie das Urheberrecht zu beachten. Es soll ein eigenständiger Inhalt entstehen.

 

Phase 6: Präsentation

  1. Die Ergebnisse der Gruppen werden vorgestellt und die Rallyes (im Rahmen der zeitlichen Möglichkeiten) ausprobiert.
  2. Die Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler werden wertschätzend im Plenum diskutiert.
  3. Im Anschluss wird die Option geprüft, die Rallyes dauerhaft zu veröffentlichen.
  4. Mithilfe des Projekttagebuches werden die Erträge und Prozesse des Projekts festgehalten und Schlussfolgerungen für weitere Projektideen gezogen.

Medien Download

  • pdf

    Projekttagebuch – Macht und Verantwortung

    Vorlage für ein projektbegleitendes Tagebuch

    Download
  • www

    Jung, freundlich, gefährlich

    Ein Beitrag über die Politikerin Ska Keller

    Weiterleitung
  • www

    Adolf Eichmann – „Er war nicht nur ein Mörder"

    Interview mit Gabriel Bach, dem stellvertretenden israelischen Ankläger im Prozess gegen Adolf Eichmann

    Weiterleitung
  • www

    Was können wir aus der Geschichte lernen?

    Interview mit dem US-Historiker Fritz Stern in Ergänzung zu den Aussagen von Ska Keller

    Weiterleitung
  • pdf

    Adolf Hitler: Mein Kampf

    Auszug aus der kritischen Ausgabe von 2016 in Ergänzung zu den Ausführungen Hartmut Lehmanns

    Download
  • pdf

    Aus dem Prozessprotokoll gegen Julius Streicher

    Auszug aus dem Protokoll des Prozesses gegen Julius Streicher in Ergänzung zu dem Zitat Hartmut Lehmanns

    Download
  • pdf

    Dietrich Bonhoeffer: Die Kirche vor der Judenfrage

    Auszug aus Dietrich Bonhoeffers Vortrag von 1933 in Ergänzung zu Jochen Hörischs Aussagen

    Download
  • www

    Geschichte ereignet sich. Deshalb ist es schwer, aus ihr zu lernen

    Beitrag von Thomas Schmid zur Frage, ob man aus der Geschichte lernen kann

    Weiterleitung

GPS-Rallyes mit „Actionbound“ entwickeln

Die App „Actionbound“ ermöglicht GPS-Rallyes, Schnitzeljagden und Führungen mit dem Smartphone oder Tablet. Man kann bereits vorhandene „Bounds“ (so werden die Rallyes genannt) auf sein mobiles Gerät herunterladen oder eigene Bounds erstellen. Auf diese Weise lassen sich interessante Orte und Geschichten erkunden oder eine bekannte Umgebung aus einer neuen Perspektive wahrnehmen. Für Projekttage bietet es sich an, nicht nur auf fertige Schnitzeljagden zurückzugreifen, sondern eigene Rallyes zu entwickeln und ggf. auch zu veröffentlichen. Zum Erstellen eines Bounds wird ein Computer mit Internetzugang benötigt. Soll der fertige Bound durchlaufen werden, ist ein Smartphone oder Tablet mit Internetzugang notwendig.

Zunächst müssen die Teilnehmenden die „Actionbound“-App herunterladen. Sie ist für iOS und Android verfügbar. Die Verwendung von „Actionbound“ ist für Privatpersonen kostenlos, Bildungseinrichtungen können Edu-Lizenzen erwerben. Über die Suchfunktion der App oder einen QR-Code können bereits vorhandene Bounds gefunden werden. Hat man einen interessanten Bound via QR-Code entdeckt, wird der Code mit der App gescannt. Alle zugehörigen Informationen, Aufgaben und Medien werden dann auf das Smartphone oder das Tablet geladen. Eine schnelle WLAN-Internetverbindung ist hierbei von Vorteil.

Ein Beispiel für einen Bound zu Orten des Widerstands in Berlin-Kreuzberg:

https://www.jmberlin.de/app-durch-x-brg

1. Planung und Strukturierung

Nach Abschluss der Recherche- und Reflexionsphase werden Gestaltungsideen, Hintergrundwissen und Informationen über den jeweiligen Ort gesammelt. Die Schülerinnen und Schüler durchdenken u. a. folgende Fragen: Welche Geschichte soll erzählt werden? Mit welchen Aufgaben wird sie verknüpft? Sollen die Stationen des Bounds linear fortschreiten oder können die Punkte unabhängig voneinander angesteuert werden? Sind die Nutzer allein oder in Kleingruppen unterwegs? Mit welcher Zeitdauer ist zu rechnen? Wie sicher ist die Route?

Zur besseren Übersicht empfiehlt es sich, für diesen Arbeitsschritt eine Logbuch anzulegen.

 

2. Bound mit Aufgaben und Inhalten erstellen

Die Schülerinnen und Schüler finden sich in Teams zusammen. Jedes Team meldet sich auf https://de.actionbound.com an und eröffnet dort einen Account. Auf dieser Website werden die Bounds entwickelt, gespeichert und veröffentlicht. Um einen eigenen Bound anzulegen, klickt man auf „Neuer Bound“. In einem ersten Schritt werden der Name des Bounds und die URL-Adresse festgelegt. Die Plattform generiert automatisch einen QR-Code, der später mit der App gescannt werden kann. Durch Klicken auf das kleine + in der Mitte des Bildschirms werden Inhalte eingefügt. Es ist von Vorteil, den Bound durch die Rubrik „Abschnitt“ in Stationen zu strukturieren. Jedem „Abschnitt“ können mehrere Informationen und Aufgaben zugeordnet werden. Karten lassen über Google Maps einfügen; so ist die nächste Station leichter zu finden. Die Reihenfolge der Informationen und Aufgaben, aber auch die Abfolge der Abschnitte kann jederzeit verändert werden.

Wenn die GPS-Funktion des Smartphones eingeschaltet ist, können sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über einen Richtungspfeil orientieren (Luftlinie). Diese Option steht bei Tablets in der Regel nicht zur Verfügung.

 

3. Testen und QR-Code erstellen

Sobald der erste Abschnitt erstellt wurde, kann das Zwischenergebnis in der „Actionbound“-App getestet werden. Dazu wird entweder das Play-Symbol (Dreieck) rechts oben oder das Icon „A“ in der Bound-Übersicht links aufgerufen. Dadurch wird ein privater QR-Code generiert, der mit der App gescannt werden kann. Über den Code ist die Startseite des Bounds zu erreichen. Auf diese Weise kann auf die Inhalte des Bounds zugegriffen und seine Funktionalität getestet werden.

 

4. Praxistest

Vor der Veröffentlichung muss der Bound unter realen Bedingungen erprobt werden, denn Gefahrenstellen und Fehlerquellen lassen sich am Schreibtisch nur bedingt vorhersehen. Folgende Checkliste kann dabei helfen:

  • Sind die gewünschten Orte per Map oder GPS tatsächlich zu finden? Stimmen die Koordinaten?
  • Befinden sich alle Informationen und Aufgaben an den richtigen Positionen?
  • Können die Antworten wie in der Aufgabenstellung gefordert eingegeben werden? Kann man die Rallye auch fortführen, wenn die Aufgabe nicht gelöst wurde?
  • Werden mögliche Gefahrenstellen wie Verkehr, Gewässer oder Abbruchkanten umgangen?
  • Können „Nicht-Eingeweihte“ oder „Fremde“ dem Bound problemlos folgen?

 

5. Veröffentlichen

Ist die Gruppe mit dem Ergebnis zufrieden, kann die Rallye veröffentlicht werden. Die aktuelle Fassung wird dafür über den Menüpunkt „Veröffentlichen“ im Internet freigegeben. Besucher können den Bound nun über die interne Suchfunktion von „Actionbound“ (Website oder App) finden. Änderungen und Anpassungen sind jederzeit möglich (z. B. kann der Bound wieder auf „nicht-sichtbar“ geschaltet werden).