Cranach digital – die Werke der Cranachs neu entdecken! Mit der Tablet-App POP UP CRANACH lassen sich die Werke aus der Wittenberger Werkstatt remixen und neu gestalten. Die App enthält Elemente der Originalgemälde (Himmel, Hintergründe, Menschen, Tiere, Gegenstände), mit denen kreative Collagen gestaltet, eigene Geschichten erzählt und sogar ganze Ausstellungen realisiert werden können. Die Projektidee eignet sich für die Grundschule und für weiterführende Schulen.
Zielgruppe: Ab Jahrgangsstufe 3
Zeitumfang: Ca. 4 Unterrichtsstunden
Materialien:
Als Einstieg und Annäherung an das Werk der Cranachs kann das unten gezeigte Gemälde Das Paradies verwendet werden. Es ist auch auf den Kopiervorlagen abgedruckt. Das Paradiesmotiv begegnet häufig in Gemälden der Cranach-Werkstatt. Das hier gewählte Beispiel zeigt Elemente reformatorischer Theologie mithilfe visuell-narrativer Strukturen.
Im Überblick zeigt sich eine paradiesische Landschaft mit Bäumen voller Früchte, mit blühenden Büschen und Wiesen voller Blumen. Zahlreiche Tiere bevölkern die Szenerie: Hirsche, Rehe, Fasane, Rebhühner, Pfauen, Störche, Kraniche und Pferde. Sogar einige Einhörner sind zu erkennen. Sie galten schon im Mittelalter als Symbol für das Gute. Die Tiere bilden Paare oder kleine Gruppen. Zwei gerade gewachsene Bäume markieren die Bildmitte. Aus einer Wolke über dem Paradiesgarten schaut Gott auf sein Werk herab.
Im unteren Bereich des Bildes ist er ein zweites Mal dargestellt. Diesmal spricht er zu Adam und Eva, die sich zärtlich-verschämt an den Händen halten. Oberhalb dieser Szenerie wird in einer Simultandarstellung erzählt, was sich bisher zugetragen hat. Im Zentrum der rechten Bildhälfte steht der Sündenfall als existenzielles Ereignis der Menschheitsgeschichte, flankiert von der Erschaffung Adams (rechts) und Evas (links) durch Gott. Links der Bildmitte versuchen Adam und Eva, sich vor Gott zu verbergen. Doch sie werden entdeckt und durch den Erzengel Michael aus dem Paradies vertrieben. Die vertikale Symmetrieachse des Gemäldes verstärkt den „Vorher-Nachher-Effekt“: Die linke Seite zeigt Unsicherheit, Angst, Bedrohung und Vertreibung. Die rechte Seite zeigt Verbundenheit, Interesse und Neugier. Beide Bildhälften ruhen auf dem vertrauten und vertrauenden Gespräch zwischen Gott und Mensch im vorderen Bildbereich – möglicherweise eine Visualisierung des reformatorischen Prinzips, dass der Mensch in und durch seinen Glauben lebt und mit Gott verbunden bleibt.
Die Geschichte von Adam und Eva wird von Cranach nicht einfach illustriert oder nacherzählt. Vielmehr muss der Betrachter die Elemente und Strukturen des Bildes eigenständig verbinden, die Geschichte vom Verlust des Paradieses und vom Gewinn des Erdenlebens reformulieren und eine eigene Interpretation einschreiben. Andreas Mertin bemerkt: „Das Gemälde erzählt zunächst von sich aus keine Geschichte, ganz im Gegenteil wird die Logik der Erzählung zugunsten einer eher oszillierenden Betrachtungsweise gebrochen. Gerade dadurch wird der Betrachter provoziert und herausgefordert, eine ihm bereits vorher bekannte Erzählung auf dem Bild zu rekonstruieren.“
Diesem Prinzip folgt auch die Projektidee, mithilfe von Elementen aus Cranach-Gemälden collagenartige Bilder zu gestalten und so der reformatorischen Botschaft zeitgemäßen Ausdruck zu verleihen.
Weitere Gestaltungsideen
Durch das Bild gehen
Bei verschiedenen Anbietern lassen sich Bilder großformatig als Print bestellen oder auf Keilrahmen ziehen. Auch Gegenstände wie Papphocker oder Aufsteller können bedruckt werden. So lassen sich die Kunstwerke in begehbare „Vorher-Nachher-Ausstellungen“ verwandeln.
Bilder einer Ausstellung
Mithilfe der App werden passende Cranach-Bilder zu selbst gewählten Songs entworfen.
Projektidee: Andreas Ziemer
Mit der App POP UP CRANACH lassen sich Bilder in der Manier der Wittenberger Maler-Familie Cranach gestalten, Geschichten erzählen und Ausstellungen entwickeln.
Der Renaissance-Künstler Lucas Cranach der Ältere (1472-1553) und dessen Sohn Lucas Cranach der Jüngere (1515-1586) waren Freunde und Wegbegleiter Luthers. Ihre Holzschnitte und später auch einige Gemälde in protestantischen Kirchen – etwa der Reformationsaltar in Wittenberg von 1547 – sorgten dafür, dass sich die reformatorische Botschaft auch in dem großen analphabetischen Teil der Bevölkerung verbreiten konnte. Um dem enormen Bedarf an Bildmaterial gerecht zu werden, wurden in den Wittenberger Werkstätten der Cranachs Schablonen verwendet, die die „Produktion“ vereinfachten und beschleunigten.
Diese Idee liegt auch der App POP UP CRANACH zugrunde. In ihr sind mehr als 130 Cranach-Bildelemente enthalten, aus denen sich collagenartige Kreationen entwerfen lassen. Die Kunstwerke können als Bilddatei gespeichert, ausgedruckt oder im Internet geteilt werden. Die App ist ausschließlich für Tablets erhältlich und steht kostenfrei in einer Version für iOS und für Android zur Verfügung.
Die gleichnamige Ausstellung POP UP CRANACH ist ein gemeinsames Projekt des Alice-Museums für Kinder am FEZ-Berlin und der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt in Kooperation mit den Staatlichen Museen zu Berlin. POP UP CRANACH wird im Rahmen des Reformationsjubiläums 2017 vom Beauftragten für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages sowie durch den Hauptstadtkulturfonds und das Land Sachsen-Anhalt gefördert.
Nach dem Start der App wählt man eine neue Leinwand aus. In der rechten unteren Ecke erscheint ein Icon mit der Aufschrift images. Hier finden sich Bildergalerien mit Schablonen der Cranach-Werkstatt. Folgende Kategorien sind verfügbar: Tiere, Hintergrund, Himmel, Objekte und Menschen. Durch Wischen nach rechts oder links kann man durch die jeweilige Rubrik blättern.
Durch Tippen auf eines der Elemente wird dieses auf die Leinwand übertragen. Bewegt man es mit einem Finger, kann die Position verändert werden. Das Spreizen mit zwei Fingern vergrößert das gewählte Objekt, ein Zusammenziehen der Finger verkleinert es. Dreht man zwei Finger über dem Objekt, rotiert der gewählte Gegenstand in die entsprechende Richtung.
Tippt man auf ein Objekt, erscheint ein rotes Menü. Hier kann der Gegenstand kopiert, gespiegelt oder gelöscht werden. Dreht man an dem kleinen roten Punkt im Kreis, kann das Objekt vor oder hinter andere Gegenstände platziert werden.
Unter dem Menüpunkt i wird das Originalgemälde, dem das Objekt entnommen ist, mit einer entsprechenden Leerstelle angezeigt. Fügt man das Element in Größe und Ausrichtung in die Leerstelle ein, erscheint ein Informationsfenster mit Angaben zu Maler, Titel, Entstehungsjahr, Format und dem heutigen Standort des Gemäldes.
Ist das Kunstwerk fertig, gelangt man durch Tippen auf Studio zu einer Übersicht über die eigenen Kreationen. Durch Tippen auf den weißen Punkt unter dem Bild öffnet sich ein Textfeld. Hier kann ein Titel für das Bild eingegeben werden.
Klickt man rechts unten i, öffnet sich ein weiteres Menü. Hier kann das Bild gespeichert, als E-Mail verschickt, auf Facebook geteilt oder auf der Website www.pop-up-cranach.de veröffentlicht werden.
Durch Tippen auf Neuer Rahmen kann man verschiedene Rahmen auswählen. Auch ein Löschen des Bildes ist möglich.